15 Juni 2006

Der Ball ist rund, das Runde muss ins Eckige und das Spiel dauert 90 Minuten



Gestern war es nun endlich soweit - "unser" WM-Spiel Tunesien gegen Saudi-Arabien stand an.

Wir hatten für die Anfahrt eigentlich ausreichend Zeit eingeplant und sind - um dem Parkchaos zu entgehen und die 10€ Parkgebühr zu sparen - mit der U-Bahn gefahren. Der MVV hat sich gestern mal wieder nicht mit Ruhm bekleckert, es war unglaublich und man hätte es eigentlich wissen müssen. Für die Strecke, die normalerweise in etwas mehr als 20 Minuten zu bewältigen ist, haben wir sage und schreibe 1 1/2 Stunden benötigt. Zunächst wurden in zwei Zügen vor uns die Notbremsen gezogen - danach ging es dann wieder ewig nicht weiter - weil aus welchem Grund auch immer am Marienplatz keine Züge abgefertigt werden konnten. Es ist ein sehr hässliches Gefühl in der U-Bahn zu sitzen - es geht ewig nichts vorwärts und die Zeit verrinnt und verrinnt unaufhörlich. Um uns herum gab es Leute, die sich ernsthaft überlegt hatten, ob sie aussteigen und mit dem Taxi zum Stadion fahren sollen.
Der Fußweg von der U-Bahnstation zum Stadion zieht sich dann ganz schön hin - obwohl man das Stadion schon so riesig vor Augen hat. Die Sicherheitskontrollen beim Einlass waren wider erwarten ziemlich schlampig, die hätte ich um einiges strenger erwartet. Das "personalisierte" Ticket wurde auch nur kurz an einen Scanner gehalten - das war’s dann schon.

Als wir endlich drin waren sind wir gerade noch pünktlich zum Anpfiff gekommen. Dank des MVVs haben wir die Nationalhymnen verpasst. Die Plätze waren klasse - in Reihe 25, schräg hinter dem Tor. Ich war vorher noch nie im neuen Münchner Stadion - ich war überhaupt noch nie in einem reinen Fußball-Stadion. Es ist schon chic, wenn man direkt am Spielfeld ganz nah am Geschehen sitzt - ohne die Laufbahn dazwischen. So kann man auch um einiges besser sehen, was sich in der anderen Hälfte des Spielfelds abspielt. Die Kulisse des voll besetzten Stadions ist unbeschreiblich, das lässt sich mit dem "alten" Olympiastadion gar nicht vergleichen.
Man musste sich erstmal orientieren - wo sitzen welche Fans ... die Tunesier waren in der gegenüberliegenden Kurve, die Anhänger von Saudi-Arabien rechts in der Kurve neben uns. Um uns herum waren sehr viele Fans im Deutschland-Dress - aber auch welche, die sich aus weißen Leintüchern arabische "Verkleidungen" gebastelt haben. Die Stimmung war richtig gut. Es sind ja auch vier Tore gefallen - drei davon direkt vor unserer Nase. Zu Beginn war ich viel zu viel damit beschäftigt mir das ganze Drumherum anzuschauen - das Geschehen auf dem Rasen ging dabei etwas unter :) Ein Flitzer war auch dabei - es war also alles geboten. Ziemlich gearscht sind die Aufpasser, die mit dem Rücken zum Spielfeld aufpassen müssen, dass so was nicht passiert. So einen Job kann man doch nur machen, wenn man Fußballhasser ist.

Die 2x45 Minuten waren leider viel zu schnell vorbei - aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn keiner der Top-Favoriten gespielt hat. Es war auf jeden Fall Klasse, die Atmosphäre, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt, mitzubekommen. 10 bis 15 Minuten vor dem Ende hat sich ein großer Teil der Zuschauer schon auf den Heimweg gemacht. Wahrscheinlich wollten sie rechtzeitig zum Deutschland-Spiel daheim sein. Richtig nachvollziehen kann ich das aber nicht - dafür waren die Karten einfach zu teuer, da genießt man doch jede Minute.

Schwaben findet man einfach überall - und meistens fallen sie auf. Kaum dass wir gesessen sind drangen auch schon vertraute Töne von schräg hinter uns ans Ohr. Hier ein paar Zitate:
"Dorwardfäähler"
"Des war nex!" nach einem vermeintlichen Foul
"Jedzd gugg dr des aaa ... dia bringad da ball oifach ned noch vorna ... mir kennad bloss froh sai, dass mir da klinsi hend - des ka i eich saga - sonsch däded mir emmer no da gleicha scheiß wia vor zwoi johr schbiela"

Wir haben übrigens - obwohl es sehr warm war - das Ami-Pissbier boykottiert und weder die Fifa-protegierte Plörre noch sonst was dort konsumiert. ;)

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