31 Mai 2006

Sprachprobleme

An die Sprachbarriere im nördlichen Ausland werde ich mich wohl NIE gewöhnen.

Das fängt schon an, wenn man hier jemanden begrüßen will. Mein ganzes bisheriges Leben lang hieß das "Grüß Gott" ... wenn mir das nun hier rausrutscht, dann schäme ich mich ja schon fast. Kein Problem gibt es, wenn man jemand morgens oder abends begrüssen muss will. Ein "Guten morgen" oder "Guten abend" geht doch ganz geschmeidig über die Lippen. Problematischer ist die Zeit zwischen 12.00h und 18.00h: "Guten Tag" finde ich etwas gequält - das hört sich so unendlich unpersönlich an. Mit Freude habe ich registriert, daß die Leute sich hier mit einem schlichten "Hallo" begrüßen. Damit kann ich auf jeden Fall besser leben als mit "Guten Tag". So wird nun jeder penetrant mit "Hallo" begrüßt - auch wenn es einen etwas infantilen Touch hat. Aufpassen muss ich, wenn ich übers Wochenende in München bin. Die Bayern schauen einen komisch an, wenn man "Hallo" zu ihnen sagt.

Das schwäbische "Ade" zum Abschied habe ich mir nach dem Umzug nach München ziemlich schnell abgewöhnt. Aus dem bayerischen "Auf Wiederschaun" wird hier ein "Auf Wiedersehen". Damit kann man schon leben.

Der Einkauf beim Bäcker ist eine nicht zu unterschätzende Konzentrationsaufgabe. Ich muss mir vorher 100x sagen, daß ich ein "Brötchen" bestellen muss. Ansonsten rattern nacheinander Begriffe wie "Wegga", "Semmel" oder "Schrippe" durch mein Gehirn - nur das "Brötchen" ist normalerweise nie dabei. Ohne mentale Vorbereitung endet das ganze dann meist in einem "ich hätte gerne eins davon" verbunden mit einer hilflosen Zeigegeste.

Zugegebenermaßen gewinne ich den Kampf mit dem Hochdeutsch nicht immer. Aber will ich das überhaupt? Ein bisschen Individualität muss schon sein :)
Im Wohnheim im München hatte mich mal ein Mitbewohner aus Kasachstan gebeten, ihm auf der Deutschlandkarte zu zeigen wo ich herkomme - er wollte wissen, wo die Leute wohnen, die so komisch reden *haha*

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh ja das kenne ich. Leider in etwas anderer Form. Ich wollte mir eigentlich meine Individualität erhalten und - typisch Ossi - nicht gleich in die "Grüß Gott"-Gewohnheit zu verfallen. War schon zu meiner Armeezeit in Bayern so. Da ging es ebenfalls sehr schnell, dass ich mir komisch vorkam, wenn ich zu anderen NICHT Grüß Gott sage. Nun ist es fast schon wieder so. Dabei möchte ich weiterhin "Hallo!", "Maaaahlzeit!" und "Wunderschön' guten Tag!" sagen...

Anonym hat gesagt…

*lach* Obwohl ich ein Nordkind bin, fällt es mir auch schwer "Guten Tag" oder "Guten Abend" zu sagen. So bis 14 Uhr ist es bei mir immer ein genuscheltes "Morgn" und danach nur noch "Hallo". Und zur Verabschiedung immer "Tschüß" - nix anderes. Aber ich muss sagen, dass ich es durchaus charmant finde, wenn jemand "Grüß Gott" sagt... ganz besonders süß fand ich letztens einen Schweizer, der "Grüezi" sagte. Hach. Schön.
Obwohl ich zugeben muss, dass ich Dialekte nicht so gerne mag... aber ich selber spreche wahrscheinlich auch Dialekt und merke es nur einfach nicht. *g*

anke-art hat gesagt…

Hihi, da haben wir genau entgegengesetzte Schwierigkeiten. Als ich ins Ländle zog, musste ich quasi eine neue Fremdsprache lernen. Schwäbisch hat ja nicht nur einen anderen Klang, sondern auch viele andere Begriffe. Da war das "Grüß gott" noch ein kleines Problem, verglichen mit Sätzen wie "I kriag a Pärle Saita ond a Seel". Ein paar Saiten und eine Seele? Ich wäre nie drauf gekommen, dass das ein paar Würstchen mit einem Brötchen sind...

Anonym hat gesagt…

Süß ...
Uns erging es eher umgekehrt, als wir vor vielen, vielen Jahren das erste Mal Urlaub in Baden-Württemberg gemacht haben ... und es dann "Grüß Gott", etc. hieß.
Da habe ich auch nicht schlecht geguckt. ;-)
Aber ist letzten Endes doch alles eine Sache der Gewöhnung.

Valeria hat gesagt…

So snd wir, Kasachstaner eben...